Nicht immer fällt es leicht mit anderen über Geschlechtskrankheiten zu sprechen. Dabei kommen Geschlechtskrankheiten öfter vor, als man glaubt. Erreger können Viren, Bakterien, Pilze und Parasiten sein; Krankheitszeichen fallen in vielen Fällen gar nicht an. Jedoch lassen sich viele Geschlechtskrankheiten gut und effektiv behandeln – wenn sie frühzeitig erkannt werden.
Was bedeutet eigentlich STI?
STI steht für „sexually transmitted infection“, auf Deutsch in etwa „sexuell übertragbare Infektion“ – oder eben einfach nur Geschlechtskrankheit.
Warum sollte ich mich auf STIs testen lassen?
Unter sexuell aktiven Menschen sind STIs wesentlich verbreiteter als man glaubt. Allein bei Trichomoniasis kommt es weltweit jährlich zu ca. 200 Millionen Infektionen. Darüber hinaus sind die Wege, auf denen STIs übertragen werden, sehr unterschiedlich und vielfältig; eine Infektion kann stattfinden, selbst wenn beim Geschlechtsverkehr Kondom/Femidom genutzt und auf Hygiene geachtet wird. Zusätzlich machen sich viele STIs nicht durch ausschlagkräftige Symptome bemerkbar. Kommt es zu Symptomen, sind diese meist unspezifisch und werden oft fehlgedeutet.
Wird die Infektion mit einer STI frühzeitig erkannt, kann diese in aller Regel gut und unkompliziert behandelt werden. Wird sie nicht entdeckt, kann eine STI zu schweren gesundheitlichen Schäden oder Unfruchtbarkeit führen. Das Risiko, sich mit HIV zu infizieren, steigt übrigens auch. Das nennt sich „Huckepack“-Infektion.
Da die Infektionswahrscheinlichkeit von unterschiedlichen Faktoren zusammenhängt (der Erreger selbst, die Menge der aufgenommenen Erreger, die Art und Dauer des Risikokontaktes usw.) gibt es zu jedem Test bei uns auch eine kostenlose Beratung. In dieser wird anhand des Risikokontaktes geklärt, welcher Test sich für Ihre Situation am ehesten anbietet.
Was ist eine Huckepack-Infektion?
STIs erhöhen das Risiko, sich mit HIV anzustecken. Dies liegt daran, dass…
- viele STIs die Schleimhäute (wie die Unterseite der Vorhaut oder die Schleimhäut der Vagina) schädigen. Selbst wenn diese Schäden keine Schmerzen verursachen oder nicht bemekrbar sind, bilden sie einen leichten Weg für HIV in den Körper.
- Aufgrund der Schäden wanderen Immunzellen in die betroffenen Stellen. Die Infektion mit HIV wird wahrscheinlicher, da HIV die Immunzellen befällt.
Infiziert sich eine HIV-positive Person, die noch keine HIV-Therapie macht, mit einer weiteren STI und hat ungeschützten Geschlechtsverkehr, steigt das Risiko der Weitergabe von HIV auf andere Personen ebenfalls. In diesem Fall ist das Immunsystem der HIV-positiven Person durch die zusätzliche STI stärker belastet, was zu einer Vermehrung von HI-Viren führen kann. Eine höhere Viruslast begünstigt die Weitergabe von HIV.
Welche Tests bietet die AIDS-Hilfe Offenbach e.V. an?
Wir testen neben HIV auch auf verschiedene andere STI. Das Angebot kann sich ab und zu ändern. Aktuelle Infos und Preise finden sie auf unserer Seite zum Testangebot.
Woran kann ich eine STI bemerken?
Leider kommt es häufig vor, dass STIs ohne eindeutige Symptome verlaufen. Wenn Symptome vorkommen, sind diese meist unspezifisch und sie werden fehlgedeutet. Auch können die Erreger an Körperstellen sein, die man gar nicht erst vermutet (wie z.B. im Rachen). Dort bleiben sie dann unbemerkt und können den Körper schädigen oder unwissend an Andere weitergegeben werden.
Welche Symptome können bei STIs auftreten?
Wie in der vorigen Frage beantwortet, ziehen STIs nicht immer eindeutige Symptome mit sich. Oft führen sie zu Anzeichen, die man typischerweise nicht mit Geschlechtskrankheiten in Verbindung setzt. Dennoch sollte man unbedingt testen lassen und in ärztliche Behandlung geben, sobald folgende Krankheitszeichen auftauchen (auch wenn sie vielleicht von alleine wieder verschwinden!):
- Bei Ausfluss aus Penis, Vagina oder dem Rektum (auch bei Schleimablagerungen auf dem Stuhl)
- Brennen, Schmerzen und Jucken im Genitalbereich, auch beim Urinieren
- Geschwüre, Bläschen, Knötchen oder Warzen an den Genitalien, am oder im Mund, in der Analregion oder an anderen Körperstellen
- Rötungen oder weißliche bis gelbliche Beläge im Mund, an den Genitalien oder in der Analregion
- Schmerzen und Schwellungen der Genitalien
- Geschwollene Lymphknoten in der Leiste oder in der Umgebung von Geschwüren
- Ungewöhnliche Hautveränderungen, z.B. nässende Stellen, Ausschläge, Rötungen.
- Bei STIs, die den Magen-Darm Trakt betroffen: Blut- oder Schleimbeimengungen im Stuhl, Ver- oder Entfärbung im Urin oder dem Stuhl, wiederkehrende Durchfälle (evtl. im Wechsel mit Verstopfung) sowie länger anhaltendes Druckgefühl im Bauch und Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit.
Warum testen und nicht direkt in die Arztpraxis gehen?
Bei Krankheitszeichen, die auf eine STI hinweisen, sollte man unbedingt in die Arztpraxis gehen und diese – wenn nötig – fachgerecht behandeln lassen. Allerdings wieder: Eine Vielzahl von STIs bleiben unentdeckt, da sie meist symptomlos oder symptomarm verlaufen; auftretende Symptome sind meist unspezifisch und lassen nicht direkt auf eine STI schließen.
Haben Sie Geschlechtsverkehr mit häufig wechselnden Partner*innen ist es ratsam, sich regelämßig testen zu lassen; auch ohne Symptome.
Schützen Kondome vor STIs?
Ja und Nein. Kondome und Femidome können maßgeblich dazu beitragen, das Risiko einer Infektion zu verringern. Gegen HIV sind Kondome beim vaginalen und analen Geschlechtsverkehr ein sehr zuverlässiger Schutz. Andere STIs lassen sich auch trotz Kondomen und Femidomen übertragen, etwa durch Fingerspiele, beim Oralverkehr, geteiltem Sexspielzeug oder sogar – wie bei Syphilis – durchs Küssen.
Wie kann ich mich vor STIs schützen?
STIs haben vielfältige und unterschiedliche Übertragungswege. Einen vollkommen 100-prozentigen Schutz bietet nur die Enthaltsamkeit. Man kann das Risiko, sich mit einer STI anzustecken, verringern, in dem man sich einerseits regelmäßig testen geht und…
- Kondome und Femidome beim Geschlechsverkehr trägt. Sie bieten zwar keinen vollen Schutz gegen STIs wie Syphilis, Tripper und Hepatitis, können allerdings das Risiko einer Ansteckung senken.
- Die gemeinsame Benutzung von Sexspielzeugen und Gleitmitteltöpfen vermeiden. Für jede neue Person ein neues Kondom überrollen.
- Sich zusätzlich vor Hepatitis A und B impft. Der Impfschutz hält mindestens 12 Jahre, wahrscheinlich aber bis zu 20. Den Impfschutz regelmäßig prüfen lassen!
- Auf Hygiene achten: Erreger können meist auch durch Schmierinfektionen übertragen werden (z.B. durch Sperma oder Scheidensekret, dass an der Hand klebt). Außerdem, wie in Punkt 2, die gemeinsame Nutzung von Toys und Gleitmitteltöpfen vermeiden.
Außerhalb von Geschlechtsverkehr besteht die Möglichkeit der Infektion beim Drogengebrauch. Unbedingt die Safer Use Regeln beachten!
Wie oft sollte ich mich auf STIs testen lassen?
Bei wechselnden Sexualpartner*innen mindestens einmal im Jahr. Bei mehr als zehn Sexualpartner*innen zweimal im Jahr.
Nicht jede STI lässt sich durch Blut, Abstrich oder Urin nachweisen (ein Beispiel wäre HPV, welches Feigwarzen und Karzinome auslösen kann). Bei Körperlichen Veränderungen wie Bläschen, Knötchen, Warzen, Geschwüren und offenen und/oder nässenden Hautstellen an Genitalien oder Rektum sollten immer von Ärzt*innen untersucht werden.
Was, wenn bei mir eine STI festgestellt wurde?
Kein Grund zur Panik. Die meisten STI können gut behandelt werden und sind meistens auch komplett heilbar. Eine STI ist auch kein Grund zur Scham, eine Infektion kann durch die vielfältigen Übertragungswege auch bei Safer Sex erfolgen.
Wurden Sie positiv auf eine STI getestet, geben wir Ihnen gerne entsprechende Tipps, welche Ärzt*innen Sie aufsuchen müssen. Grundlegend lässt sich festhalten, dass sie ohne Bedenken zu Hautärzt*innen sowie Urolog*innen, Gynäkolog*innen und Proktolog*innen gehen können. Ihr*e Hausärzt*in wird sie auch an entsprechende Fachärzt*innen verweisen können.
Soll ich meinen Sexualparner*innen von meiner STI erzählen?
Auf jeden Fall! Es sollten nach Möglichkeit alle Sexualpartner*innen der letzten Monate informiert werden. Nur so besteht die Möglichkeit, dass sie sich ebenfalls untersuchen und – wenn nötig – behandeln lassen. Bleibt eine STI bei Ihren Sexualpartner*innen unentdeckt, kann die Erkrankung voranschreiten, bleibende körperliche Schäden verursachen und schwieriger zu behandeln sein.
Bei festen Sexualpartner*innen ist es ratsam, dass sich der*die Partner*in ebenfalls testen und mitbehandeln lässt. So soll ein Pingpongeffekt vermieden werden, bei dem sie sich stetig gegenseitig wieder anstecken.
Was sollte ich während der Behandlung beachten?
Ratsam wäre, bis zum Ende der Behandlung auf Sex zu verzichten. Ist dies nicht möglich, informieren Sie sich bei Ihren Ärzt*innen oder unseren Berater*innen, wie die bei Ihnen festgestellte Erkrankung überträgt und welche Sexualpraktiken besonders ansteckend sind bzw. wie sich das Übertragungsrisiko minimieren lässt.
Bei STIs, die die Leber angreifen, etwa Hepatitis, sind körperliche Schonung, ausgewogene Ernährung und Verzicht auf leberschädliche Substanzen ratsam.
Welcher HIV-Test ist der richtige?
Die Antwort auf diese Frage hängt davon ab, wie weit der Abstand zu einem vermeintlichen Risiko ist bzw. ob eine HIV-Infektion bereits vorliegt.
Ein Schnelltest kann eine HIV-Infektion erst 12 Wochen nach vermeintlichem Risiko zu 100% ausschließen. Ein Antigen/Antikörper Kombinatios-Schnelltest könnte das Virus in der akuten Phase, also zwei bis vier Wochen nach Infektion, erkennen; sicher ausschließen kann dieser Test die Infektion aber auch erst nach 12 Wochen.
Beim Labortest wird ihnen Blut aus der Armbeuge entnommen und anschließend auf Antikörper untersucht. Dieser Test kann eine Infektion sechs Wochen nach vermeintlichem Risiko zu 100% ausschließen.
Ein PCR-HIV-Test sucht nicht nach Antikörpern, sondern nach dem Virus selbst. Dieser Test ist zur Messung der Virusmenge im Blut während einer HIV-Therapie gedacht. Der PCR-Test eignet sich in aller Regel nicht, um eine Infektion mit HIV auszuschließen.
Können die Tests nicht direkt beim Arzt vorgenommen werden?
Ja, möglich ist das auf jeden Fall, nur nicht anonym. Allerdings zahlen Krankenkassen Tests und Untersuchungen nur bei einschlägigen Symptomen oder ausreichend begründetem Verdacht. Da frische HIV-Infektionen und STIs generell oftmals jedoch symptomarm oder unspezifische Symptome auslösen, stellen Ihnen die Praxen die Tests meist in Rechnung als sogenannte Individuelle Gesundheitsleistung.
Darüber hinaus sind Tests und Untersuchungen, die Ärzt*innen über die Krankenkasse verrechnen, nicht mehr anonym. Sowohl Test als auch Ergebnis landen in Ihrer Patientenakte. Ein positives Testergebnis in Ihrer Patientenakte kann schwere Konsequenzen mit sich ziehen (z.B. bei späteren Versicherungsabschlüssen)
Kann ich mich beim Oralverkehr mit HIV anstecken?
Theoretisch ja, da ein geringes Risiko besteht. In der Praxis kam es weltweit noch zu keinem Fall, bei dem HIV über Speichel übertragen worden ist. Die Viruslast in Speichel ist für eine Übertragung des HI-Virus viel zu gering, dasselbe gilt für Scheidensekret. Kommt HIV-haltiges Sperma oder Blut in den Mund, bleibt das Risiko gering. Die Mundschleimhaut ist sehr robust und das Speichel verdünnt virushaltige Flüssigkeiten. Wichtig ist, die virushaltige Flüssigkeit dennoch schnell aus dem Mund zu befördern, entweder durch Spucken oder, etwa im Fall einer Ejakulation im Rachen, schlucken. Der Mund kann anschließend mit Wasser ausgespült werden, ohne dabei Druck im Mund aufzubauen, um Spermareste nicht in die Zahnfleischtaschen zu pressen.
Kann ich mich über den „Lusttropfen“ mit HIV anstecken?
Nein, die Viruslast im Lusttropfen ist zu gering um eine Infektion mit HIV auszulösen.
Kann ich mich durch Küssen mit HIV anstecken?
Eine Übertragung durch Küssen ist nicht möglich. Die im Speichel vorhandene Menge an Viren reicht für eine Infektion nicht aus, auch nicht bei Wunden im Mundraum.