Syphilis (Lues)

Die Syphilis ist eine weltweit verbreitete, sehr leicht übertragbare, in mehreren Stadien verlaufende bakterielle Systeminfektion (das heißt, sie betrifft den gesamten Organismus).

Ein Syphilis Schnelltest kann erst vier Wochen nach Risikokontakt erfolgen. Bei einer überstandenen Syphilis-Infektion ist ein Schnelltest nicht mehr möglich, da dieser immer positiv sein wird (Blutnarbe).


Das Wichtigste in Kürze

  • Zwischen den Erkrankungsstadien liegen symptomfreie Intervalle.
  • Die Symptome sind äußerst vielgestaltig, sodass die Diagnose häufig schwierig ist bzw. die Infektion oft unerkannt bleibt und weitergetragen wird.
  • Unbehandelt kann die Syphilis langfristig schwerwiegende, zum Teil lebensbedrohliche Folgen haben. Mit Antibiotika ist die Krankheit gut zu behandeln. Die Zahl der Syphilis-Meldungen steigt in Deutschland seit 2009 stark an.


Wie wird Syphilis übertragen?

Der Syphilis-Erreger wird fast ausschließlich beim Sex übertragen (Ausnahmen: Übertragung von der Schwangeren auf ihr Kind und beim intravenösen Drogenkonsum). Für die Ansteckung reichen wenige Bakterien aus, die beim Sex über kleine, oft nicht sichtbare Läsionen in die Schleimhaut (z.B. von Eichel, Vorhaut, Schamlippen, Mund, Enddarm) oder verletzte Haut eingerieben werden. Statistisch führt jeder dritte Sexualkontakt mit einem oder einer Syphilis-Infizierten zu einer Infektion. Ansteckend sind sämtliche nässenden Haut- oder Schleimhautveränderungen, die es bei der Erkrankung gibt (am ansteckendsten der Primäreffekt), sowie infiziertes Blut und infizierte Körpersekrete. Syphilis lässt sich daher nicht nur beim Anal- und Vaginalverkehr, sondern auch beim Petting, beim Oralverkehr, bei oral-analen Kontakten, bei Fingerspielen, beim Fisten, und sogar beim Küssen übertragen und ebenso durch Schmierinfektionen (wahrscheinlich auch beim Gebrauch von Gleitmittel aus einem gemeinsamen Topf oder bei gemeinsamer Verwendung von Sexspielzeugen). Auch symptomfreie Infizierte können den Erreger unter Umständen jahrelang weitertragen. Im dritten Stadium dagegen besteht trotz oft schwerwiegender Krankheitszeichen keine Infektiosität mehr.

Wie schütze ich mich?

Die Syphilis ist äußerst ansteckend. Man kann das Risiko aber senken:

  • Beim Anal- und Vaginalverkehr für jede*n Partner*in ein neues Kondom/Femidom benutzen (in der Sexarbeit sollte der Kondomgebrauch auch beim Oralverkehr Standard sein).
  • Beim Fisten für jede neue PErson einen neuen Handschuh verwenden.
  • Den Kontakt mit nässenden Stellen sowie mit Blut meiden.
  • Sexspielzeug nicht mit mehreren Partner*innen verwenden. Wenn doch, für jede neue Person mit einem neuen Kondom versehen oder gründlich reinigen.
  • Nicht mit anderen in denselben Gleitmitelltopf greifen.
  • Bei analen Fingerspielen nicht zur nächsten Person gehen, ohne die Hände zu waschen.
  • Untersuchung und Behandlung sind besonders wichtig: Menschen, die häufig Sex mit wechselnden Partner*innen haben, sollten sich regelmäßig (z.B. zweimal jährlich) auf Syphilis untersuchen lassen.
  • Beim Drogengebrauch die allgemeinen Safer Use Regeln beachten.

Eine Impfung gegen Syphilis gibt es nicht und ist in den nächsten Jahren nicht zu erwarten.

Inkubationszeit und Symptome

Die Inkubationszeit beträgt zwei bis drei Wochen, in Ausnahmefällen auch bis zu drei Monaten.

Unbehandelt verläuft eine Syphilis typischerweise in drei Stadien, wobei Symptome auftreten können, aber nicht müssen; häufig verläuft die Syphilis symptomlos oder die Symptome werden nicht wahrgenommen. Eine starre Abfolge der Stadien gibt es nicht, sie können übersprungen oder wiederholt werden, die Erkrankung kann jahrelang in der Latenz verharren oder – in etwa einem Drittel der Fälle – irgendwann spontan ausheilen.

Die Übertragung in der Schwangerschaft auf das Kind kann zu Fehl- und Totgeburten oder zu schwersten körperlichen und geistigen Schädigungen des Kindes führen.

1. Stadium

Im ersten Stadium beginnt wenige Tage bis Wochen nach der Infektion der sogenannte Primäreffekt: An der Eintrittstelle der Bakterien (z.B. an Eichel, Vorhaut oder Schamlippen, an den Lippen, in Mund und Rachen, am Anus oder im Enddarm, selten auch am Finger oder an anderen Stellen) kann sich ein etwa Hirsekorn-großes Knötchen bilden, das sich zu einem meist münzgroßen Geschwür mit gut abgrenzbarem, hartem Randwall ausweitet. Das in der Regel schmerzlose oder schmerzarme Geschwür ist häufig von einem dunkelroten Hof umgeben, der Geschwürgrund ist braunrot und glänzend und sondert eine klare, hoch ansteckende Flüssigkeit ab. An benachbarten Schleimhautstellen kann es durch direkten Kontakt mit dem ersten Geschwür zu weiteren Geschwüren (sog. Abklatschgeschwüren) kommen. Nach einer bis zwei Wochen schwellen häufig auch die benachbarten Lymphknoten an; sie lassen sich verschieben und sind nicht druck-schmerzhaft. Die Geschwüre und die Lymphknotenschwellung ergeben den sogenannten Primärkomplex, der nach einigen Wochen (meist 2-6) von selbst wieder abheilt. Meist bleibt dieses Stadium unbemerkt.

2. Stadium

Das zweite Stadium beginnt meist 4-10 Wochen nach der Infektion. Die Syphilisbakterien breiten sich in dieser Phase über Blut und Lymphe im ganzen Körper aus. Symptome sind anfängliches Fieber mit Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Kopf- und Gelenkschmerzen, nächtliche Schweißausbrüche, Lymphknotenschwellungen sowie Haut- und Schleimhautveränderungen. Oft fühlen sich die Patient*innen „irgendwie krank“. Charakteristisch ist ein nicht juckender und nicht nässender, manchmal schuppender fleckiger oder linsenförmiger Ausschlag, insbesondere an Rumpf, Handflächen und Fußsohlen. Beläge auf Zunge und in der Mundhöhle als auch nässende warzenförmige Stellen, die an Feigwarzen erinnern, sind ebenfalls häufig; diese Stellen sind sehr ansteckend. In manchen Fällen kommt es zu Haarausfall. Etwa zwei Jahre nach der Infektion klingen die Hautveränderungen ab, und es folgt eine Phase ohne äußere Symptome, die mitunter lebenslang, manchmal aber auch nur wenige Monate andauert. In etwa 30 % der Fälle heilt eine unbehandelte Syphilis von selbst aus.

3. Stadium

Wird die Syphilis nicht behandelt, kann sie nach Jahren oder Jahrzehnten in ein drittes Stadium übergehen, bei dem auch innere Organe wie Leber, Herz und Magen, die Blutgefäße, Skelett und Gelenke sowie das zentrale Nervensystem geschädigt werden können. Typisch sind überall am Körper auftretende, oft gummiartig verhärtete Knoten (Gummen), die beim Aufbrechen das umgebende Gewebe zerstören – zum Teil mit lebensbedrohlichen Folgen, etwa wenn sich Gummen an der Hauptschlagader befinden. Bei einem Teil der unbehandelten Patient*innen kommt es zur sogenannten Neurosyphilis, die zu Taubheit, Sehstörungen von Doppelbildern bis zur Blindheit, fortschreitendem Verfall oder Lähmungen führen kann – bis hin zum Tod.

Therapie

Jede Syphilis muss antibiotisch behandelt werden, als Standardtherapeutika gelten Penicilline. Wird die Infektion in den ersten beiden Stadien erkannt, wird meist 2-3 Wochen behandelt. Kurz wirksame Benzylpenicilline werden täglich intramuskulär oder per Infusion verabreicht, lang wirksame Benzathinpenicilline einmal pro Woche intramuskulär. Nur in Ausnahmefällen wird mit oral verabreichten Antibiotika behandelt; bei Penicillinallerige können Tatracycline oder Makrolide eingesetzt werden. Allerdings kommt es bei Makroliden deutlich häufiger als bei Penicllinen zu einem Therapieversagen und zu Resistenzentwicklungen der Syphilis-Bakterien.

Nach der ersten Antibiotikumgabe kommt es durch das Massensterben der Erreger häufig zu Fieberschüben und Hautausschlägen, die man aber mit Paracetamol oder niedrig dosiertem Cortison behandeln kann. Auch in späteren Stadien kann die Syphilis geheilt werden, doch dauert die Behandlung dann länger und meist sind Infusionen nötig – verbunden mit einem Krankenhausaufenthalt. Die Behandlung sollte dennoch so früh wie möglich stattfinden, da Schäden an inneren Organen nicht rückgängig gemacht werden können. Zur Überprüfung des Therapieerfolgs werden am Behandlungsende sowie nach 3, 6, 9 und 12 Monaten Bluttests durchgeführt.

(Text auf Grundlage von Publikationen der Deutschen Aidshilfe)

Skip to content