HIV und Aids

Unter HIV versteht man eine durch das gleichnamige Virus verursachte Immunschwäche-Krankheit. Aids (Acquired Immunodeficiency Syndrome = erworbenes Immunschwächesyndrom) ist die Spätfolge von HIV, wenn die Krankheit unbehandelt bleibt.

Ein HIV-Schnelltest kann erst 12 Wochen nach Risikokontakt eine Infektion mit HIV zu 100% ausschließen.


Das Wichtigste in Kürze:

  • HIV ist vergleichsweise schwer übertragbar. Im Gegensatz zu anderen sexuell übertragbaren Krankheiten ist die Infektion unheilbar.
  • Das Virus wird vor allem durch ungeschützten Sexualverkehr, durch Blut-Blut-Kontakt (z.B. beim gemeinsamen Gebrauch von Spritzbesteck zum intravenösen Drogenkonsum) sowie in der Schwangerschaft, bei der Geburt und beim Stillen übertragen.
  • Die Infektiosität ist bei hoher Viruslast (z.B. in der akuten Phase der Infektion oder bei ungenügend unterdrückter Virusvermehrung) am höchsten. Bei stabiler und erfolgreicher Therapie sind Menschen mit HIV sexuell nicht infektiös.
  • Eine HIV-Infektion führt zu einer Schädigung des Immunsystems und ohne Behandlung in fast allen Fällen nach einigen Jahren zu Aids.
  • Bei rechtzeitig begonnener und konsequenter antiretroviraler Therapie ist Aids eine weitgehend vermeidbare Komplikation der HIV Infektion. Selbst wenn bereits aidsdefinierende Symptome aufgetreten sind, können sich diese durch die Behandlung zurückbilden.
  • Eine Impfung gegen HIV wird es in absehbarer Zeit wahrscheinlich nicht geben.
  • Schutz vor einer Infektion bieten Safer Sex, Safer Use, eine erfolgreiche antiretrovirale Therapie und eine Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP). Mutter-Kind Übertragungen können bei umfassender medizinischer Betreuung – vor allem durch den Einsatz antiretroviraler Medikamente – und durch Stillverzicht weitgehend verhindert werden. Eine medikamentöse Post-Expositions-Prophylaxe (PEP) kann das Risiko einer HIV-Infektion ebenfalls stark senken.

Was ist HIV?

HIV und Aids werden gerne synonym verwendet, dabei sind HIV und Aids nicht dasselbe. HIV ist die Abkürzung für (engl.) „Human Immunodeficiency Virus“, zu Deutsch: menschliches Immunschwäche-Virus“. Die Bezeichnung Immunschwäche-Virus deutet bereits an, was HIV im Menschen anrichtet: Es schädigt vor allem (aber nicht nur) das Immunsystem, das der Bekämpfung von Krankheitserregern und fehlerhaften Körperzellen dient. Ohne Behandlung kann der Körper eindringende Krankheitserreger wie Bakterien, Pilze oder Viren nicht mehr bekämpfen. Im schlimmsten Fall treten dann bestimmte lebensbedrohliche Erkrankungen auf, zum Beispiel schwere Lungenentzündungen. Dann spricht man von Aids. HIV-Medikamente unterdrücken das Virus im Körper und verhindern damit den Ausbruch von Aids. Menschen mit HIV können so gut und lange leben. Ein einfacher Schutz beim Geschlechtsverkehr besteht durch die Benutzung eines Kondoms/Femidoms.

Wie wird HIV übertragen?

Grundsätzlich gilt: HIV kann nur übertragen werden, wenn das Virus in ausreichender Menge vorhanden ist und auf direktem Weg in die Blutlaufbahn oder auf die Schleimhäute gelangt.

In hoher Konzentration liegt HIV u.a. in Sekreten der rektalen Schleimhaut, in Blut, Sperma, Vaginalsekret und Eiter von HIV-Infizierten ohne ausreichende Unterrückung der Virusvermehrung vor, sowohl in Form von „freiem“ Virus als auch von infizierten Zellen. Gelangen diese Flüssigkeiten in den Körper eines anderen Menschen (z.B. durch Aufnahme von Sperma in der Vagina oder ins Rektum), ist eine HIV-Infektion möglich. Eine Infektion über Schleimhaut-Schleimhaut-Kontakt ist ist auch möglich. Bei Aufnahme in den Mund ist diese Risiko allerdings gering. In anderen Körperflüssigkeiten wie Tränen, Speichel oder Urin ist HIV in deutlich geringeren Konzentrationen vorhanden, eine Infektion über diesen Weg wurden bisher keine beschrieben.

Insgesamt ist das statistische Übertragungsrisiko im Vergleich zu anderen STIs eher gering: Während etwa 50% der Sexualkontakte mit Gonorrhö-Infizierten und 30% der Sexualkontakte mit Syphilis-Infizierten zu einer Infektion führen, kommt es im Durchschnitt bei weniger als 1% der Sexualkontakte mit (unbehandelten) HIV-Infizierten zu einer Ansteckung. Durch ungünstige Faktoren kann aus diesem statistisch geringen Risiko ein hohes Risiko werden, etwa bei hoher Viruslast in der akuten Phase der Infektion, aufnehmendem Analverkehr oder einer bereits vorhandenen sexuell übertragbaren Krankheit.

SituationHIV-Risiko?
Gemeinsame Benutzung von Spritzen und NadelnRisiko sehr groß. Die Verwendung derselben Nadel und Spritze birgt eine sehr große Gefahr. Unbedingt vermeiden.
Ungeschützter AnalverkehrRisiko sehr groß. Das Risiko besteht für beide Parteien, für den passiven Partner ist das Risiko besonders hoch (unabhängig von Geschlecht). Ein Risiko besteht auch ohne Samenerguss. Kondome benutzen.
Ungeschützer VaginalverkehrRisiko groß. Bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr mit Infizierten ist die Ansteckungsgefahr hoch. Kondome benutzen.
OralverkehrRisiko sehr gering. Für die Person, die geleckt oder geblasen wird besteht kein Risiko. Für die leckende oder blasende Person besteht nur dann ein – sehr geringes – Risiko, wenn eine große Menge an HIV mit dem Mund aufgenommen wird. Die Mundschleimhaut ist allerdings sehr stabil und Speichel verdünnt virushaltige Flüssigkeiten.
Schwangerschaft bei einer HIV-infizieren FrauRisiko für das Kind groß. Die infizierte, werdende Mutter kann das Kind vor, während oder nach der Geburt (beim Stillen) anstecken. Eine umfassende medizinische Betreuung kann das Risiko für das Kind jedoch stark senken.
Küssen, ZungenküsseKein Risiko bei Küssen. Es liegt weltweit kein Fall von einer Infizierung durch Speichel vor.
Körper- und HautkontaktKein Risiko bei Kontakten wie Händeschütteln, Streicheln, Schmusen.
LuftübertragungKein Risiko. Auch durch Anhusten oder Niesen kann man nicht mit HIV infiziert werden.
Familien- und Gemeinschafts-lebenKein Risiko. Niemand kann sich anstecken, auch wenn er*sie mit eine*r Infizierten in der Familie oder einer Wohngemeinschaft eng zusammenlebt.
Essen und RestaurantKein Risiko.
Geschirr, Kleidung, WäscheKein Risiko. Die gemeinsame Nutzung von Essgeschirr birgt keine Gefahr. Auch die Kleidung von Infizierten muss nicht gesondert gewaschen werden.
Schwimmbad, Sauna, Toiletten, WaschräumeKein Risiko. HIV kann bei der gemeinsamen Benutzung von Gemeinschaftseinrichtungen nicht übertragen werden.
Ärzte, KrankenhausKein Risiko durch medizinische Maßnahmen bei der Beachtung der üblichen Hygienevorschriften. Bei Bluttransfusionen können Transfusionsmediziner die Gefahr einer Infektion nahezu ausschließen.
Friseur, Maniküre, Piercing, TätowierenKein Risiko bei Einhaltung der bestehenden Hygienregeln. Piercen und Tätowieren bitte ausschließlich bei geschulten Fachkräften.
InsektensticheKein Risiko.

Das individuelle Infektionsrisiko hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab und kann auch von Sexualkontakt zu Sexualkontakt höchst unterschiedlich sein. Bei Sex ohne Kondom/Femidom wird das HIV-Übertragungsrisiko durch zahlreiche Umstände beeinflusst. Die wichtigsten sind:

  • Ausgeübte Sexualpraktiken (z.B. Anal-, Vaginal- oder Oralverkehr)
  • Höhe der Viruslast (z.B. ist in der akuten Phase der Infektion ein Mensch mit HIV statistisch gesehen etwa 10- bis 100-fach infektiöser, als in der chronisch-asymptomischen Phase)
  • Anzahl der Sexualkontakte und der Sexualpartner*innen
  • Menge der aufgenommenen HIV-haltigen Sekrete
  • Dauer und Intesität des Sexualakts
  • Dauer des Kontakts mit virushaltigen Sekreten
  • Verletzungen der Schleimhaut und der Haut (z.B. durch andere STIs, Entzündungen, Geschwüre etc.)
  • Beschneidungsstatus (Beschnittene heterosexuelle Männer haben beim Verkehr mit einer HIV-positiven Frau ein ca. 60% geringeres Risiko, sich mit HIV zu infizieren, als unbeschnittene Männer)
  • genetische Disposition (Einige Menschen sind aufgrund ihrer genetischen Ausstattung besser vor HIV geschützt)

Wie schütze ich mich?

Sicheren Schutz vor einer HIV Infektion bieten Safer Sex, Safer Use, Schutz durch Therapie und die Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP).

Diese Methoden beschreiben den Schutz vor möglichen Risikokontakten. Kam es bereits zu einem mutmaßlichen übertragungsrelevanten Kontakt mit HIV kann eine Post-Expositions-Prophylaxe das Risiko einer Infektion stark senken.

Safer Sex

Bei Safer Sex lautet die wichtigste Regel: Beim Analverkehr und Vaginalverkehr Kondome oder Femidome nutzen. Beim Analverkehr und bei trockener Scheide sollte zusätzlich ein fettfreies Gleitmittel auf Wasserbasis verwendet werden. Außerdem sollte man kein Blut (auch kein Menstruationsblut) und Sperma auf Schleimhäute oder offene Hautstellen (z.B. Herpesgeschwüre) gelangen lassen.
Oralverkehr ohne Kondom ist risikoarm: Die Schleimhaut des Mundes ist stabiler und widerstandsfähiger als die Schleimhäute von Enddarm und Scheide. Zudem vedünnt der Speichel virushaltige Flüssigkeiten. Das HIV-Risiko steigt, wenn Sperma oder Menstruationsblut in den Mund gelangt, ist aber auch dann sehr gering.
WICHTIG! „Safer Sex“ bedeutet „sichererer Sex“, aber nicht „sicherer Sex“. Er bietet keine 100-prozentige Sicherheit, weil z.B. das Kondom reißen oder abrutschen kann (meist durch Anwendungsfehler oder falsche Kondomgröße).
Hinweise zur richtigen Anwendung von Kondomen und Femidomen finden sie hier.

Safer Use

Beim Spritzen von Heroin und anderen Drogen können sehr leicht Krankheitserreger übertragen werden. Dazu gehören zum Beispiel HIV und Hepatitis-Viren, die zu schweren Leberentzündungen führen. Auch Abszesse und Venenentzündungen können entstehen. Allegemeine Safer Use Regeln einhalten kann dazu beitragen, sich vor Infektionen zu schützen. Als Alternativen zum intravenösen Drogengebrauch gibt es unter anderem die Po-Injektion, das Sniefen (schnupfen) und Folie rauchen.

Infos zu Safer Use gibt es hier.

Schutz durch Therapie

Eine erfolgreiche , stabile HIV-Therapie senkt die Viruslast im Blut unter die Nachweisgrenze, wodurch die Infektiosität gesenkt wird. Für die sexuelle Übertragung ist allerdings die Viruslast in den genitalen und rektalen Sekreten entscheidend, die sich von der im Blut gemessenen Viruslast unterscheiden kann. Nach einigen Monaten erfolgreicher Therapie gleicht sich jedoch die Viruslast in den genitalen Sekreten derjenigen im Blut an. Wenn die Viruslast im Blut mehrere Monate stabil unter der Nachweisgrenze liegt, bedeutet das also in der Regel, dass die Virusmenge auch in den genitalen und rektalen Sekreten (Sperma, Scheidensekret, Flüssigkeitsfilm auf der Darmschleimhaut) gering ist. Steigt die Viruslast im Blut dagegen während der Therapie wieder an, z.B., weil die Medikamente nicht mehr wirken, dann steigt auch die Viruslast in den genitalen und rektalen Sekreten: man wird für Sexualpartner*innen wieder infektiöser.

Die im Mai 2011 veröffentlichte randomisierte Studie „HPTN 052“ (HIV Prevention Trials Network) mit heterosexuellen Frauen und Männern hat wissenschaftlich zweifelsfrei bestätigt, dass die HIV-Übertragungswahrscheinlichkeit bei Sex ohne Kondom durch eine erfolgreiche, kontrollierte HIV-Therapie um mindestens 96 Prozent reduziert wird. Die Therapie schützt damit in etwa genauso effektiv wie Kondome, welche die HIV-Übertragungswahrscheinlichkeit um etwa 95 Prozent verringern.

Das heißt: Menschen mit HIV sind sexuell nicht infektiös, wenn ihre Viruslast seit mindestens sechs Monaten stabil unter der Nachweisgrenze von 50 Viruskopien/ml liegt. Das gleiche gilt auch für schwule Männer: In einer Studie von 2019 wird deutlich, dass der Schutz durch Therapie auch beim ungeschützten Analverkehr vor HIV-Übertragung genauso zuverlässig schützt, wie die Nutzung eines Kondoms. Weitere sexuell übertragbare Krankheiten bei den HIV-positiven Partner*innen erhöht das HIV-Übertragungsrisiko bei erflgreicher Therapie nicht.

Schutz durch Therapie erfordert eine zuverlässige Einnahme der Medikamente und eine regelmäßige Kontrolle der Viruslast (alle drei Monate.)

Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP)

„Prä-Expositons-Prophylaxe heißt auf Deutsch in etwa Vorsorge vor einem Risiko-Kontakt. Bei einer PrEP nehmen HIV-negative Menschen HIV-Medikamente ein, um sich vor einer Ansteckung mit HIV zu schützen.

Die Wirksamkeit der PrEP mit dem HIV-Medikament Truvada® (Wirkstoffe: Emtricitabin und Tenofovirdisoproxil) ist vor allem bei schwulen Männern mit hohem HIV-Risiko nachgewiesen. Bei guter Therapietreue schützt die PrEP so sicher wie Kondome vor HIV (aber nicht vor anderen Geschlechtskrankheiten!). Die bisherigen Studienergebnisse für Frauen sind dagegen weniger überzeugend. In einigen afrikanischen Studien wird dies durch eine geringere Therapietreue erklärt. Allerdings reichert sich Tenofovir in den Zellen des Enddarms deutlich stärker an als in den Zellen des weiblichen Genitaltrakts; auch dies könnte zu schlechteren Ergebnissen bei Frauen beitragen.

In Deutschland ist Truvada® seit Herbst 2016 zugelassen. Das in der HIV-Therapie bereits seit 2005 eingesetzte Medikament gilt als gut verträglich. Kurzfristig können vor allem Kopfschmerzen und Übelkeit auftreten. Bei Gebrauch von Truvada® oder eines wirkstoffgleichen Generikums sinken die Nierenleistung und die Knochendichte leicht, doch erreichen sie nach dem Absetzen des Medikaments normalerweise wieder die Ausgangswerte. Eine seltene, aber schwerwiegende Langzeitnebenwirkung ist eine Schädigung der Nieren.

Vor dem Beginn einer PrEP sind ärztliche Untersuchungen (zum Beispiel zur Funktionsfähigkeit der Nieren) sowie ein HIV-Test erforderlich, um eine HIV-Infektion sicher auszuschließen: Wenn man HIV-infiziert ist, reichen die zwei Wirkstoffe in den PrEP-Tabletten nicht zur Behandlung der HIV-Infektion aus und die Viren können unempfindlich gegen dieses wichtige Medikament werden. Aus diesem Grund sollte auch nach dem Start der PrEP alle drei Monate HIV-Tests durchgeführt werden – bei einer Infektion trotz PrEP (zum Beispiel, weil man die Tabletten nicht regelmäßig eingenommen hat) muss das PrEP-Medikament dann abgesetzt werden.

Nach wie vielen Tagen Tabletteneinnahme der volle Schutz vor HIV erreicht wird, ist wissenschaftlich bislang nicht geklärt. Der amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC zufolge ist die maximale Schutzwirkung für den aufnehmenden Analverkehr nach sieben Tagen und für den einführenden Analverkehr sowie für den Vaginalverkehr nach 20 Tagen erreicht. Nach unserer Kenntnis empfehlen die meisten Ärzt*innen derzeit, vier bis fünf Tage vor dem geplanten Sex mit der täglichen Einnahme einer PrEP-Tablette zu beginnen. Wichtig ist, diese Frage ausführlich mit dem*der Ärzt*in des Vertrauens zu besprechen und dann eine Entscheidung zu treffen, die dem eigenen Sicherheitsbedürfnis entspricht.

Seit dem 1. September 2019 übernehmen gesetzliche Krankenkassen die Kosten für die PrEP-Medikamente und Begleituntersuchungen bei Menschen mit erhöhtem HIV-Risiko. Private Krankenversicherungen haben eigene Regelungen – Nachfragen lohnt sich. Um die PrEP zu beziehen, muss sie von geschulten Ärzt*innen verschrieben werden. In einem Auftaktgespräch wird geklärt, ob die PrEP infrage kommt und was zu beachten ist. Die nötigen Checks werden ebenfalls besprochen. Wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, können Ärzt*innen ein Kassenrezept für 3 Monate PrEP ausstellen, mit dem man sich bei Apotheken die Tabletten holen kann.

HIV-Schwerpunktärzt*innen findet man zum Beispiel auf der Seite der dagnä, erfahrene PrEP-Begleiter*innen auch auf prep.jetzt.

Post-Expostions-Prophylaxe (PEP)

Ist es zu einem Sexualkontakt mit möglicher HIV-Exposition gekommen, kann man das Infektionsrisiko durch folgende Sofortmaßnahmen senken:

  • Nach eindringendem Geschlechtsverkehr den Penis unter fließendem Wasser mit Seife waschen. Dazu die Vorhaut zurückziehen und Eichel sowie Innenseite der Vorhaut sanft reinigen, ohne die Schleimhaut zu „rubbeln“. Wenn möglich, Wasser lassen.
  • In den Mund aufgenommenes Ejakulat sollte man ausspucken, bei Ejakulation im Rachenraum eher schlucken. Das Ziel dabei ist, das Sperma schnell aus dem Mund zu bekommen. Anschließend kann man die Mundhöhle mit Wasser oder einem beistehenden Getränk spülen, ohne dabei Druck im Mund aufzubauen (damit das Sperma nicht in die Zahnfleischtaschen gedrückt wird).

Von einer Scheiden- oder Darmspülung nach aufnehmendem Geschlechtsverkehr wird wegen des möglichen Verletzungsrisiko abgeraten.

Bei einem tatsächlichem oder wahrscheinlichem HIV-Risiko kann man zusätzlich zu den Sofortmaßnahmen eine medikamentöse Post-Expostions-Prophylaxe (PEP) durchführen. Dabei handelt es sich um die prophylaktische vierwöchige Einnahme von HIV-Medikamenten, um das Angehen einer Infektion zu verhindern. Dazu muss die PEP allerdings idealerweise innerhalb von zwei Stunden, möglichst aber innerhalb von 24 Stunden und nicht später als 48 Stunden begonnen werden. Der in Leitlinien genannte Zeitraum von maximal 72 Stunden bis zur PEP-Einnahme wird von einigen Kliniken als zu lange abgelehnt.

Inkubationszeit und Symptome

Etwa sechs Tage bis sechs Wochen nach der Infektion (meist nach zwei bis drei Wochen) kommt es in der Mehrzahl der Fälle zu unspezifischen Krankheitszeichen. Danach verläuft die Erkrankung über Monate bis Jahre symptomarm oder symptomfrei, bis schließlich aidsdefinierende Symptome auftreten.

Symptome der HIV-Infektion zeigen sich zunächst meist als unspezifische Störungen des Allgemeinbefindens, als Veränderungen an Haut und Schleimhäuten, als Magen-Darm-Beschwerden (z.B. Durchfall), lang anhaltende Lymphknotenschwellungen in mehreren Körperregionen, Fieberschübe, Nachtschweiß und als erhöhte Anfälligkeit für Infekte bzw. längere Rekonvaleszenzdauer. An eine solche Phase mit deutlich klinischen Symptomen kann sich eine Phase völliger oder weitgehender Beschwerdefreiheit anschließen. Andererseits können auch aus scheinbar völliger Gesundheit heraus Komplikationen auftreten. Ist das Immunsystem durch HIV so stark geschädigt, dass lebensbedrohliche opportunistische Infektionen oder Tumore auftreten, spricht man von Aids.

Therapie

Zur Therapie der HIV-Erkrankung stehen derzeit mehr als 20 Substanzen zur Verfügung, die das Eindringen des Virus in seine Zielzellen verhindern oder die für den HIV-Vermehrungszyklus wichtigen Enzyme hemmen. Ziel der antiretroviralen Therapie (ART) ist es, das Voranschreiten der Erkrankung aufzuhalten, dem Immunsystem Gelegenheit zur Erholung zu geben und das Auftreten eines schweren Immundefekts zu verhindern. Aus dem Körper entfernen lässt sich das Virus allerdings nicht, die Behandlung muss wahrscheinlich lebenslang fortgeführt werden. Weitere umfassende Infomationen finden Sie in der Broschüre „hiv-infektion und therapie“ der Deutschen Aidshilfe.

(Dieser Text wurde auf Grundlage von Publikationen der Deutschen AIDS-Hilfe verfasst.)(mm)

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